Gerade bei Brahms gehen die interpretatorischen Möglichkeiten ja weiter auseinander als bei kaum einem anderen Komponisten der klassisch-romantischen Ära; fünf bis zehn Einspielungen pro Werk sind da im Grunde das Minimum, um sich überhaupt ein Bild zu verschaffen. Im Falle des (wie beim Vorbild Beethoven einzigen, und dann noch in der selben Tonart geschriebenen) Violinkonzertes wird es selbst mit 20 Versionen ziemlich eng (wen sollte man bloß weglassen?!), aber die Heifetz-Aufnahme muß ob ihrer puren Schönheit definitiv dabei sein. Was sich zwischen dem Solisten und dem Orchester etwa im Adagio-Satz abspielt, ist ein ganz seltenes Phänomen: Übermenschliche technische Perfektion verwandelt sich in reine Klang-Magie. Ein Muß, erst Recht in dieser von Ryan Smith gemasterten Neuausgabe: Die Aufnahme galt bislang als für RCA-Verhältnisse klanglich unterdurchschnittlich (relativ gesehen: für das Jahr 1955 war’s, verglichen mit den meisten anderen Labels der Ära, immer noch hohes Niveau). Smith hat den Unterschied zu den „großen“ RCAs der ersten Stereo-Jahre auf beachtliche Art nivelliert… (1958/2015, Pressung aktuell)