Rezension
Eine der gesuchtesten und teuersten Deutsche Grammophon-LPs: Unter 400.- Euro kommt man in der Regel nicht weg. Das liegt natürlich nicht an irgendwelchen überragenden audiophilen Qualitäten der alten DGG-Mono-Aufnahme (deren typischer voller, warmer Sound hier übrigens sehr schön reproduziert wird!), sondern am Legendenstatus der Interpretin. Als Johanna Martzy 1979 im Alter von 54 Jahren an Krebs starb, hatte sie schon jahrzehntelang kein Studio mehr betreten. Die Handvoll offizieller Aufnahmen, die sie hinterließ, waren Anfang der 50er Jahre für EMI und eben die DGG entstanden. Dabei zählte sie einst zu den großen Hoffnungen ihrer Generation: Die gebürtige Rumänin war noch vom alten ungarischen Meister Jenö Hubay ausgebildet worden, sie war eine der letzten Vertreterinnen einer heute wohl ausgestorbenen Violinschule. Wirkte sie selbst äußerlich stets etwas melancholisch (wenn nicht traurig), so war ihr Ton silbrig, schlank und klar, niemals sentimental und doch aufgrund des Reichtums an Nuancen von großer Ausdruckskraft. Wundervoll nachzuhören sind diese Charakteristika im zweiten Satz ihrer Dvorak-Einspielung (die natürlich auch wegen des lebendigen Dirigats Ferenc Fricsays einen Sonderstatus genießt!). (1953/2005, Pressung aktuell)