Johannes Brahms

Violinkonzert op. 77

Weitere Interpreten:  Ida Haendel, Violine / London Symphony Orchestra, Dirigent: Sergiu Celibidache
Label/AN:  Testament, SBTLP1038
Format:  LP 180g, mono

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Rezension

Es geschah bald nach dieser Aufnahme vom 6.3.1953, daß der große Rumäne sich endgültig von der Schallplattenindustrie abwandte – um nie wieder ein Studio zu betreten. Denn einer Schallplatte zuzuhören, das sei wie mit einem Bild von Brigitte Bardot ins Bett zu gehen. Darüber kann man durchaus geteilter Meinung sein; regelmäßige Konzertgänger werden allerdings kaum rundheraus widersprechen können. Dennoch würde man sich wünschen, Celibidache hätte doch mehr offizielle Zeugnisse hinterlassen – für die, die sich eine weite Reise zu einem seiner Konzerte nicht leisten konnten ebenso wie für die Nachgeborenen. Nach seinem Tod im Jahre 1996 sind etliche seiner Rundfunkmitschnitte (zu Live-Übertragungen war er immerhin bereit) erschienen – jede einzelne von ihnen ein Erlebnis, insbesondere die Dokumente aus den späten Münchener Jahren. Auf vorliegender LP (das Original erschien auf His Master’s Voice unter der Nummer CLP 1032 und ist in gutem Zustand kaum zu bezahlen) war der Dirigent zwar deutlich jünger (40) und seine Wahl der Tempi noch nicht so extrem wie späterhin, doch die unglaubliche Intensität, mit der dieser extreme, vielseitig begabte Mensch Musik aufführte, ist auch hier unüberhörbar. Er fand in der hier noch jungen (25) Ida Haendel eine perfekte Partnerin, es scheint hier vollkommene Einigkeit über die Gestaltung des Werkes zu herrschen. Wobei dies schon wieder im Grunde falsch ausgedrückt ist, denn die Musik wirkt eben nicht “gestaltet”, nicht interpretiert – sondern so, als würde sie eben aus dem Nichts entstehen. Wahrscheinlich freilich ist das nur ein Abklatsch von dem, was man bei einer Live-Aufführung in derselben Besetzung hätte erleben können. Aber in den Genuß werden wir alle in diesem Leben wohl nicht mehr kommen, und was hier von der von Celibidache so verachteten Konserve erfahrbar ist – es ist schon eine ganze Menge, Bild hin, Bardot her… (1953/2013)