Kein anderer Geiger wird mit dem Violin-Repertoire der Wiener Klassik so sehr identifiziert wie der gebürtige Wiener Wolfgang Schneiderhan. Und auch, wenn es alles andere als fair ist, ihn darauf zu reduzieren (zumal er in späteren Jahren sich sehr für Neue Musik interessierte und engagierte), so sind es insbesondere seine Beethoven- und Mozart-Aufnahmen, die auch nach einem halben Jahrhundert noch echtes Basis-Repertoire für Klassikhörer darstellen. Gerade die Mozart-Konzerte haben wohl die Wenigsten musikalisch derart durchdrungen (spontan fällt einem eigentlich nur Arthur Grumiaux ein); tatsächlich hat Schneiderhan sie im Laufe seines Lebens immer wieder eingespielt. Für die Deutsche Grammophon war diese Einspielung auch nicht die erste; KV 219 hatte er schon 1952 mit Ferdinand Leitner aufgenommen; beide Konzerte dann 1960 unter Hans Schmidt-Isserstedt; 1967 dann vorliegende Aufnahme unter seiner eigenen Orchesterleitung (ein Mensch, der jahrelang als Konzertmeister der Wiener Philharmoniker unter Furtwängler und Knappertsbusch gearbeitet hat, hat damit schwerlich ein Problem). Zwar zählt auch die 1960er Aufnahme zu den schönsten Mozart-Schallplatten, die es diesseits der Himmelspforte gibt – doch sein eigenes Mozart-Ideal hatte Schneiderhan wohl erst hier erreicht: Ein packender, glasklarer Mozart ohne Romantizismen, dabei jederzeit federnd und frei schwingend. Eine LP, die fester Bestandteil einer jeden Klassik-Diskothek sein sollte. Die Clearaudio-Wiederauflage wird der erstklassigen Arbeit von Tonmeister Heinz Wildhagen auch endlich gerecht. (2011)