Evans‘ zweites Album (der HiFi-Ära – er hatte schließlich schon über 25 Jahre Erfahrung vorzuweisen!) als Bandleader war eine Hommage an die großen Komponisten des Jazz; gleichzeitig der Beweis, daß der geniale Arrangeur aus jedem noch so abgegriffenen Standard etwas völlig Neues machen konnte, ohne dem Original Gewalt anzutun. Die LP ist chronologisch angelegt und beginnt mit W.C. Handys „St. Louis Blues“, dem man ebenso verblüfft zuhört wie dem folgenden Jelly Roll Morton-Schlachtschiff „King Porter Stomp“. Mit Fats Wallers „Willow Tree“ und Louis Armstrongs „Struttin‘ With Some Barbecue“ ist die Frühgeschichte des Jazz und die erste Seite der LP zu Ende. „Lester Leaps In“ leitet über in die jüngere Vergangenheit: Zu Monks „‚Round About Midnight“ und Dizzy Gillespies „Manteca!“. Abschließend muß natürlich noch der größte Musiker der Bop-Ära geehrt werden; und auch Charlie Parkers „Bird Feathers“ glänzt in ganz neuem Gefieder. Neben dem Chef am Klavier sticht als Solist vor allem Cannonball Adderley heraus; außerdem Johnny Coles (Trompete), Frank Rehak (Posaune) und Chuck Wayne (Gitarre); die Rhythmus-Basis besteht aus Paul Chambers und Art Blakey! Aber unterm Strich sind Gil Evans-Alben natürlich symphonisch zu verstehen, und dieses hier macht da keine Ausnahme. – Nicht die erste audiophile Ausgabe, aber der sagenhafte Sound (die Bühne!) ist immer wieder bestechend, und hier gibt es auch noch ein haptisch wie optisch ansprechendes, schweres Tip-On-Cover dazu! (1958/2019)