Rezension
Schon länger beschäftigt sich die in Hamburg lebende Pianistin mit der Vernetzung musikgeschichtlicher Epochen. Auf dieser außergewöhnlichen Konzept-LP stellt sie Musik aus Renaissance und Barock zeitgenössischen Werken gegenüber, von Oliver Knussen, John Tavener, John Adams, Markus Horn und Xiaoyong Chen; die Werke der beiden Letztgenannten sind Erstaufnahmen. Zwei Stücke aus Bachs „Musikalischem Opfer“ bilden die Klammer (gewissermaßen als „Anfang und Ende aller Musik“, wie in Max Regers berühmten Zitat); dazwischen begegnet der Ursprung der Klaviermusik in Form von Werken der englischen Virginalisten William Byrd und Orlando Gibbons der unmittelbaren Gegenwart, wobei hochinteressante Parallelen in bezug auf Polyphonie und Kontrapunktik deutlich werden. Aber auch mit nicht musikwissenschaftlich geschultem Ohr gehört ist dies ein durchweg hochspannendes Album einer sehr bemerkenswerten Künstlerpersönlichkeit. Höchsterfreulich, daß ein so ungewöhnliches Nischen-Album auch auf Vinyl erscheint! (2020)