Rezension
Vier Jahre hat es diesmal gedauert, wobei die Aktivitäten mindestens der Dessner-Brüder außerhalb der Band in diesem Zeitraum ja kaum überschaubar sind. Das Album, das auf die lange Pause folgt, scheint auf den ersten Blick überraschend unspektakulär zu sein, doch natürlich täuscht der Eindruck. Die Songs mögen zunächst etwas zu monochromatisch erscheinen, doch wer sich in sie versenkt, wird die Allegorie zu der arktischen Landschaft, wie sie auf den ersten beiden Seiten von Mary Shelleys Klassiker geschildert wird, schnell begreifen. Da ist diese wunderbare Weite, und natürlich unter der weißen Decke eine faszinierende, einzigartige Welt. Sie spiegelt sich in den vielleicht raffiniertesten und schönsten Bryce Dessner-Arrangements bislang. Der Zauber wirkt vielleicht nicht auf Anhieb, aber dafür umso nachhaltiger. Matt Berninger, der einen ernsthaften Writer’s Block überwinden mußte, zeigt sich mehr denn je als einer der größten lebenden Poeten des Pop. Die beiden engen Aaron Dessner-Freundinnen Phoebe Bridgers und Taylor Swift haben Gastauftritte, die aber perfekt in den Fluß des Albums integriert wurden (die Swift-Kooperation „The Alcott“ stellt dabei so etwas wie die Klimax dar). Ein weiteres Großwerk, vielleicht das erhabendste der bisherigen Diskographie dieser neben Wilco wohl bedeutendsten amerikanischen Band derzeit. (2023)