Rezension
Ausflüge zum Gnawa, dem marokkanischen Blues, hatte der große Pionier der europäischen Jazz-Avantgarde schon zuvor unternommen, an seiner Seite jeweils Drummer Hamid Drake. Diesmal zusätzlich mit auf der Bühne: Der marokkanische Gimbri-Virtuose und Sänger Majid Bekkas. Eine hochspannende Kombination. Bekkas hypnotische Bassfiguren auf der marokkanischen Lautenverwandten bilden die Basis, über der Drake und natürlich vor allem Brötzmann improvisieren, und das Spiel des 81jährigen ist kraftvoll und grenzenlos wie eh und je (wenn auch vielleicht nicht mehr so aggressiv wie einst zu „Machine Gun“-Zeiten). Brötzmann starb an den Folgen seiner langjährigen Lungenerkrankung (die er, so schien es, auf der Bühne wie durch ein Wunder ausblenden konnte) am 22. Juni 2023; er hinterläßt eine nicht zu schließende Lücke nicht nur in der deutschen Jazzlandschaft. Dieses Album ist also sein letztes. Es klingt nicht wie ein Vermächtnis, mehr wie ein (weiterer) Aufbruch. Aber genau das ist wohl das beste Testament, das Peter Brötzmann hinterlassen konnte. (2023)