Rezension
Das ist ein Stück Underground-Jazz-Geschichte. Horace Tapscott war bereits seit den frühen 1960ern eine treibende Figur der Szene von Los Angeles – allerdings, anders als andere, eine ohne Plattenvertrag und Bekanntheit über die Stadtgrenzen hinaus. Über Wasser hielt er sich und sein einzigartiges Musikerkollektiv mehr schlecht als recht – bis Ende 1978 so etwas wie ein Lottogewinn über ihn kam: Tom Albach, sehr erfolgreicher Berufsspieler und begeisterter Jazzfan, gründete eigens für Tapscott und seine Gefolgschaft ein Label, ohne jede Gewinnerwartung und mit vollkommener künstlerischer Freiheit für die Musiker. Tapscott organisierte daraufhin mehrere Konzerte in der Imannuel United Church Of Christ mit verschiedenen Varianten seines lose besetzten Pan-African Peoples Arkestra und nahm diese unter professionellen Bedingungen auf; das Ergebnis war ein grandioses Doppelalbum, die erste Veröffentlichung auf Nimbus West, das Tapscotts Jazz-Vision, ein Sonderweg zwischen den Eckpfeilern Mingus, Monk, Coltrane, Sanders und Sun Ra, erstmals ungefiltert dokumentierte. Mangels Marketing blieb diese großartige Musik zwar noch lange ein Geheimtip (bis mit Kamasi Washington ein Star der jüngeren L.A.-Szene seine Begeisterung dafür öffentlich machte), aber sie war immerhin für die Nachwelt festgehalten – und erfährt mit dieser Pure Pleasure-Ausgabe nun endlich auch in Sachen Mastering und Preßqualität die ihr gebührende Behandlung. Pflichtstück! (1979/2023)