Otmar Suitner, der 1960 von Ludwigshafen nach Dresden gewechselt hatte (was man ihm in der BRD noch nach Jahrzehnten übelnahm), war einerseits ein bedeutender Wagner-Dirigent, stand andererseits dem sozialistischen Komponisten Paul Dessau sehr nahe – und beides hinderte ihn nicht daran, ein hervorragender Mozart-Interpret zu sein (er unterrichtete sogar eine Zeitlang am Salzburger Mozarteum). Diese Aufnahme mit dem Orchester, dessen Chefdirigent er 1960 bis 64 gewesen war, legt deutliches Zeugnis davon ab: Federnd, atmend, wunderbar den Spannungsbögen folgend. Ein unromantischer, aber auch nicht gewollt „revolutionärer“ Mozart, sondern vollkommen zwanglos und von beispielhafter Durchsichtigkeit. Der Kopfsatz der G-Moll-Symphonie ist nur ein besonders anschauliches Beispiel dafür, wie Suitners Mozart scheinbar ganz von selbst entsteht… (1975/2017)