Rezension

In einer ganz anderen Umgebung als gewohnt erlebt man den Mitbegründer der schon fast legendären (wiewohl immer noch aktiven) Fusion-Formation Partisans hier! Die Arbeit an dem Big Band-Projekt hatte der Saxophonist (und Bassklarinettist) 2016 begonnen, im Folgejahr war er mit dem Ensemble auf Tour – der Auftritt in der Birmingham Town Hall wurde in exzellenter Qualität mitgeschnitten (und kurz darauf von der BBC im Rahmen des „Jazz Now“-Programms gesendet). Nun kann man diese faszinierende Musik auch hören, wenn man nicht anno 2017 in England war. Daß Siegel unter anderem auch ein begnadeter Arrangeur und Komponist ist, konnte man in den letzten ca. 25 Jahren zwar durchaus schon mitbekommen haben, aber hier kann sich sein diesbezügliches Talent erstmals in ganzer Breite entfalten. Man kann einige der in der Vergangenheit für großes Ensemble schreibende Meister heraushören, insbesondere Quincy Jones, Oliver Nelson oder auch Stan Kenton; in der titelgebenden Suite begegnet man allerdings auch ganz anderen Quellen, im zweiten Satz etwa Terry Riley! Die Band hatte Siegel zusammengestellt, bevor er die Arrangements schrieb: So konnte er sie den Solisten auf den Leib schneidern, ganz wie es einst in der Ära der Jazz-Orchester von Ellington und Basie geschah. Und erstklassige Solisten gibt es hier reichlich; Stan Sulzmann, Jason Yarde, Gemma Moore, Tom Walsh, Henry Louther, Trevor Mires, Mike Outram oder Liam Noble, um einige zu nennen. Plus am Schlagzeug der immer wieder grandiose Gene Calderazzo, ebenfalls zur Stammbesetzung der Partisans gehörend. Siegels Kompositionen könnte man im Übrigen durchaus als klassizistisch bezeichnen – Avantgarde sind sie im Grunde nicht. Dennoch zeigen sie, wieviel Abenteuer und Spannung im Rahmen des traditionellen Big Band-Settings immer noch möglich ist! Begeisternd! (2021)