Rezension
Der 1969 geborene Brasilianer Diego Schissi (hier seltsamerweise „Schicci“ geschrieben) interessiert sich vor allem für die wichtigste musikalische Kunstform seines Nachbarlandes, den Tango – und zählt mit seinen Kompositionen ebenso wie als Musiker mit seinem eigenen Quintett zu den bedeutendsten Vertretern der Gattung in der Generation nach Astor Piazzolla. In der alten Welt fand der Tango bekanntlich ausgerechnet am nördlichsten Rand, in Finnland, besonders fruchtbaren Boden – insofern ist es vielleicht kein gar so großes Wunder, daß das aus Pianist Juho Pohjonen, Violinist Petteri Iivonen und Cellist Samuli Peltonen bestehende Sibelius Piano Trio sich dessen viersätzigen Werkes „Nene“ annahm – und dafür prompt einen Latin Grammy verliehen bekam. Fraglos mit Recht, denn die hier nun auch endlich auf Vinyl zu hörende Aufnahme aus dem Jahre 2016 ist eine kammermusikalische Sternstunde, der man die Begeisterung der Musiker für das Werk in jeder Note anhört. Daß sich die Neugier des Ensembles durchaus auch auf andere zeitgenössische Strömungen bezieht, zeigt das umseitige „Ruminations“ des derzeit an der University of California in Los Angeles wirkenden New Yorkers David S. Lefkowitz – eine faszinierende Vermählung jüdischer und persischer Musiktradition, und somit ein eindringlicher Aufruf zur Völkerverständigung… – Einmal mehr vereint das US-Label Yarlung mutige Repertoirepolitik mit höchster klanglicher Finesse! (2021)