Rezension
Der Saxophonist, Jahrgang 1926, zählte zu den Urgesteinen der britischen Jazz-Szene, die er seit den 1940ern entscheidend mitgestaltet hatte. Zwar konnte er den beiden wesentlichen Strömungen der Jahre um 1970, Free Jazz und Fusion, wenig abgewinnen, man läge aber völlig falsch, würde man ihn als konservativen Musiker bezeichnen. Vielmehr suchte er einen eigenen, höchst spannenden Weg, dachte Bop und modalen Jazz weiter – was man auf dieser Quartettaufnahme aus dem Jahre 1972 auch sehr eindrucksvoll vorgeführt bekommt. Nachdem sein langjähriger Partner Ian Carr aus der gemeinsam geführten Band ausgestiegen war, gründete Rendell ein neues Quartett, wobei er nur Drummer Trevor Tomkins aus der alten Formation übernahm. Den Bass spielte Jack Thorncroft; das Tenorsaxophon war nun doppelt besetzt (Stan Robinson spielte das zweite, beide Bläser wechseln gelegentlich auf Klarinette oder Flöte!); prägend für den offenen Sound der Band aber ist vor allem Vibraphonist Peter Shade. Das Material besteht ausschließlich aus Eigenkompositionen, vier von Rendell, je eine von Tomkins, Robinson und Shade. In die Jazzwelt der Zeit war und ist diese fraglos großartige Musik nur schwer einzusortieren, weswegen das Album wohl auch ein Geheimtip blieb, außerhalb Englands praktisch nicht verkauft. Originale kosten heute denn auch gerne mehr als das Zehnfache des Reissue-Preises… Faksimile-Wiederauflage mit Flip-back-Cover! (1972/2021)