Wer die bisherige Diskographie des heute 31jährigen Saxophonisten mit und ohne seinen regelmäßigen Partner Moses Boyd am Schlagzeug verfolgt hat, wird sich wundern ob seines ersten Albums unter seinem vollen Namen: Auf den ersten Blick scheint sein sonst so abenteuerlicher Stil hier geradezu gemäßigt (wenn auch nicht weniger brillant). Tatsächlich baut das, was Golding hier mit Bassist Daniel Casimir, Drummer Sam Jones und Pianist Joe Armon-Jones (dessen solistische Beiträge hinter Goldings eigenen nicht zurückstehen!), auf klassischem Bop und modalem Jazz auf. Doch Golding streift auch den Deep Jazz und Fusion der 70er, und vor allem den inventiven Grooves des Rhythmus-Duos ist die Gegenwart absolut anzuhören: Auch wenn Coltrane und Rollins für vieles hier Pate stehen mögen, ist dies alles andere als rückwärtsgewandte Musik, sondern vielmehr eine Aktualisierung – oder auch eine Standortbestimmung dessen, was im klassischen Jazz (im Gegensatz zum experimentellen) heute möglich ist. Eine ganze Menge, wie man im Verlauf dieses hochspannenden Albums (das labelüblich auch mal wieder hervorragend klingt) feststellen wird. – Limitierte Sonderauflage mit „Obi“-Banderole in Japan-Pressung-Optik. (2019/2021)