Rezension
Adolph Johannes „Dollar“ Brand, der sich nach seiner Konvertierung zum Islam den Namen Abdullah Ibrahim gab, dürfte neben dem fünf Jahre jüngeren Hugh Masekela der wichtigste musikalische Botschafter des schwarzen Südafrikas seiner Generation sein. Was er an Expression, an direkten Emotionen ganz allein auf dem Klavier entfachen konnte, zeigt dieses Album vielleicht immer noch am besten. Wobei der Auftritt aus dem Jahre 1969 im überfüllten Kopenhagener „Jazzhus Montmartre“ nicht professionell mitgeschnitten wurde – die Klangqualität ist alles andere als optimal. Doch als Labelgründer Manfred Eicher die Aufnahme 1973 als zweites Album des ECM-Schwesterlabels JAPO (Nr. 60002, es erschien unter dem populäreren westlichen Namen des Pianisten) veröffentlichte, wußte er schon sehr genau, was er tat. Die acht Eigenkompositionen, die Ibrahim nahtlos ineinander übergehen ließ (die Gesamtdauer liegt bei knapp 39 Minuten) definieren das Wort Klavierspiel neu. Wir stehen sicherlich nicht im Verdacht esoterischen Gedankengutes – aber hier darf man wohl davon sprechen, daß reine Energie fließt. Jahrzehnte sind vergangen seit dieser Aufnahme, faßbarer wird sie dadurch nicht. (1973, rec. 1969/2013)