Rezension
Man darf sich schon ernsthaft fragen, ob es derzeit irgendwo auf der Welt eine bessere Band im Spannungsfeld zwischen Dream Pop und Shoegaze gibt als dieses Trio, das aus einem Land kommt, das zumindest aus westlicher Wahrnehmung heraus eigentlich kaum bis gar nicht auf der Pop-Landkarte verzeichnet ist – dem Libanon. Das dritte Album ist womöglich noch größer als der auch schon begeisternde Vorgänger „The Good Soldier“. Die oft geisterhafte Schwerelosigkeit von Julia Sabras Stimme, das genialisch-ökonomische Spiel von Gitarrist Marwan Thome, der hochpräzise, doch organische und nie aufdringliche Beat von Drummer Pascal Sermedjian: Das ist eine schwer zu übertreffende Kombination, und obendrein scheinen die drei großartige Songs aus dem Ärmel schütteln zu können (der Vorgänger liegt schließlich noch nicht so lange zurück). Alben wie dieses kann man jedenfalls auch zur Glanzzeit oben genannter Genres mit der Lupe suchen, und um 1990 hätte wohl nicht nur das 4AD-Label über diese Band im Roster gejubelt. (2021)