Rezension
Der Solo-Erfolg von Gitarrist MJ Lenderman hat jenen glücklicherweise nicht dazu bewogen, der von Sängerin Karly Hartzman geführten Band, deren Mitglied er ist, den Rücken zu kehren. Stattdessen ist sein Spiel nun wesentlicher Bestandteil eines Albums, das man unbedingt für die Rock-Jahresbestenliste vormerken sollte. Mäandernd zwischen Alternative-Lärm, Weird Americana und Southern Rock-Tradition erzählt Hartzman Geschichten von Freaks und Untergehern – der Sorte Leute, deren Seiten ihre Mitschüler später aus den High School-Jahrbüchern reißen – und geht dabei gerne bis deutlich über die Schmerzgrenze hinaus. Lendermans gitarristische Ausbrüche untermalen das perfekt; "Country-Gaze" hat das ein US-Journalist genannt. Insofern durchaus passend, als daß Hartzman bei Bedarf auch für berückende Mazzy Star-Gedächtnis-Momente gut ist. Wobei man dann damit rechnen muß, im nächsten Moment wieder gründlich den Kopf gewaschen zu bekommen… (2025)