Rezension
Die Sternstunde. Eine Top 5-Liste des Jazz ist ohne dieses Album kaum denkbar. Coltranes zweites offizielles Album unter eigenem Namen (die meisten der früher aufgenommenen Prestige-LPs wurden erst nach 1960 veröffentlicht) war nicht nur einfaches Freischwimmen von seinem Arbeitgeber Miles Davis – Coltrane schwang sich damit gleich in die Klasse der bedeutendsten Jazzmusiker der Ära auf. Die ja an Meistern wirklich nicht arm war. Er zeigt sich hier nicht nur als einen der bedeutendsten Hard Bop-Vertreter, sondern scheut auch nicht die klassische Ballade (zu der er immer wieder zurückfand). Ausgerechnet „I’m Old Fashioned“ als einzigen Standard neben vier eigenen Titeln auszuwählen, zeugt nicht nur von Selbstironie: Coltrane trennte die Avantgarde nie von der Tradition. „Blue Train“ ist aber nicht nur ein Höhenflug Coltranes, sondern auch seiner Mitstreiter: Lee Morgan, Curtis Fuller, Kenny Drew, Paul Chambers und Philly Joe Jones – alle waren sie an jenem 15. September 1957 in der Form ihres Lebens. Absolut unverzichtbar. – Offizielle Wiedeauflage aus Universals Back To Black-Reihe. (1957/2014)