Rezension
Jim Halls in fast schon absurd hochklassiger Sextettbesetzung eingespieltes „Concierto“ ist vermutlich das bedeutendste CTI-Album überhaupt; angefochten allenfalls von den Antonio Carlos Jobim-Veröffentlichungen des Labels. Neben dem Gitarrengott hören wir Roland Hanna am Klavier; Ron Carter spielt den Bass, Steve Gadd sitzt am Schlagzeug – keine schlechte Rhythmusgruppe, möchte man sagen. Jetzt kommt’s aber erst: Trompete: Chet Baker!! Altsax: Paul Desmond!!! Und solches auf einer Aufnahme von 1975. Die großen Lyriker also, und richtig: Auf „Concierto“ geht es letztlich um pure Schönheit. Kein Kitsch, wohlgemerkt: Die auf vielen CTI-Produktionen allgegenwärtigen Streicher blieben hier vor der Studiotür. Und die Besetzung bleibt auch auf dem Hauptwerk des Albums auf kammermusikalischer Größe – schon deswegen übrigens verbieten sich Vergleiche von dieser Bearbeitung von Joaquin Rodrigos „Concierto de Aranjuez“ mit jener klassischen Jazz-Adaption des Teams Gil Evans / Miles Davis auf „Sketches Of Spain“. Wo es Evans um Klangfarben ging, steht in dieser Fassung ein scheinbar vollkommen schwereloser Groove im Vordergrund, der die Solisten gleich mit vom Boden hebt… – Pure Pleasure hat das Album um eine weitere LP mit Alternate Takes und Bonustracks aus den Sessions vom 16. und 23. April 1975 erweitert – doch auch ohne diesen ‚Repertoire-Mehrwert‘ ist das Album in bezug auf Mastering und Preßqualität sicherlich allen bisherigen Ausgaben überlegen. (1975/2006, Pressung aktuell)