Rezension
Lennox Berkeley (1903-1989) hatte zwar auch engen Kontakt zu Benjamin Britten (die beiden unterhielten mutmaßlich sogar eine kurze homoerotische Beziehung um das Jahr 1936), doch seine Freundschaften zu kontinentaleuropäischen Kollegen wie Poulenc, Strawinsky, Milhaud und Honegger ebenso wie seine Studienjahre in Paris (bei Nadia Boulanger und Maurice Ravel) machen ihnen zu einem vergleichsweise untypischen Vertreter der britischen Schule der Postromantik. Seine Musik ist tonal, unmittelbar zugänglich, die hier vertretene Streicherserenade Op. 12 vermutlich eines der schönsten Werke seiner Gattung nach Tschaikowsky; der Impresssionismus und der Neoklassizismus standen ihm Nahe – doch entwickelte Berkeley eine ganz eigene Tonsprache daraus. Wer mit den Briten des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts sonst eher fremdelt, wird hier einen idealen Einstieg finden. Die Tatsache, daß der damals 72jährige Komponist hier selbst am Pult steht, verleiht der Einspielung natürlich absolute Autorität. In klanglicher Hinsicht kann man nur immer wieder staunen, wie mühelos bei Lyrita höchstes Decca/EMI-Niveau gehalten (wenn nicht übertroffen) wurde! (1975, Pressung frühe 1980er)