Rezension

Man hört sie durchaus, die Musik, die die in Brasilien aufgewachsene Songwriterin (bekannt als Bassistin von Goat Girl, was aber keinerlei Hinweis auf die auf diesem Solodebüt eingeschlagene Richtung gibt) in ihrer Jugend in São Paulo aufgesogen hat. Aber sie erklingt hier stark heruntergedimmt, zudem gekreuzt mit sanftem Folk und zartem Indie-Pop britischer Spielart. Als Bock mit den Aufnahmen begann, hatte sie keinerlei Ambitionen, das Ergebnis zu veröffentlichen – das Album entstand also ohne jeden Druck von außen, und der frei zwischen den Gattungen (zu den erwähnten ergänze man etwa noch klassische Kammermusik, Electronica und Jazz) fließenden Musik hört man das auch an. So ruhig und zurückhaltend jene daherkommt, so erweist sie sich doch als außerordentlich spannend. Freilich nur für diejenigen, die sich die Zeit dafür nehmen, genauer hinzuhören. Ein Album für Menschen, die stehen bleiben, um sich an einer Blume zwischen zwei Gehsteig-Betonplatten zu freuen. (2022)