Rezension
Anfang 1993: Johnny Cash, eine von Amerikas größten lebenden Legenden, hatte keinen Plattenvertrag und der rettende Engel in der Person von Rick Rubin war ihm noch nicht erschienen. Der Man in Black arbeitete dennoch weiter an Songs und nahm einige Demos auf; darunter neue Stücke und solche, die er bereits seit Jahren in der Schublade hatte, einer („Sing It Pretty, Sue“) war anno 1962 auch schon mal auf einem Album erschienen. Dann trat Rubin in Cashs Leben, und der hatte ganz eigene (und bekanntlich ziemlich brillante) Ideen davon, wie dessen Diskographie weitergehen solle – das Tape verschwand in der Schublade. Nun wurde es von Cashs Sohn John Carter Cash wiederentdeckt. Mit der Unterstützung von Tonmeister David Ferguson (der bei den „American Recordings“ am Mischpult saß) und aktueller Technik wurden die sonst kaum brauchbaren Aufnahmen auf Cashs Stimme und Akustikgitarre reduziert, dann mit einer Crew erlesener Musiker (u.a. Marty Stuart, David Roe, Russ Pahl) neu arrangiert. Es entstand – ein veritables Johnny Cash-Album, wie es ähnlich wohl auch jederzeit ab Mitte der 60er hätte erscheinen können. Mit dem Unterschied allerdings, daß die Arrangements dann sehr wahrscheinlich opulenter und vermutlich klebriger gewesen wären. Die Songs sind durchweg typischer Cash; Überraschungen gibt es nicht – die Geschichte muß für dieses Album sicherlich nicht neu geschrieben werden. Doch die charismatische Stimme des damals 71jährigen noch einmal zu hören, zumal in (mehr oder weniger) neuen, unbekannten Songs, das berührt natürlich schon. (2024)