Rezension
Kiwanuka. Daß das dritte Album des außergewöhnlichen Briten mit ugandischen Wurzeln nur seinen Nachnamen trägt, ist keine Verlegenheitslösung, sondern ein selbstbewußtes Statement. Denn zu Beginn seiner Karriere hatte man ihm nicht nur geraten, sein Songwriting erstens zu glätten und sich zweitens stilistisch doch vielleicht etwas mehr in Richtung R’n’B zu bewegen, sondern sich vor allem doch erstmal einen griffigen Künstlernamen einfallen zu lassen: Mit Kiwanuka sei eine Karriere unmöglich. Der heute 32jährige ließ alle guten Musikmanager-Ratschläge an sich abprallen und schaffte es trotzdem. Seine ersten beiden Alben (2012 & 2016) wurden beide für den Mercury Prize nominiert; das zweite schaffte es auf Platz eins der britischen Charts. Das abermals von Danger Mouse produzierte „Kiwanuka“ stellt beide in den Schatten: Es klingt ungefähr so, als hätten Marvin Gaye, Terry Callier, Roger Water und Sean O’Hagan (High Llamas) gemeinsam daran gearbeitet und sich auf Anhieb verstanden. Es sind natürlich noch viel mehr Einflüsse zu hören – aus Pop, Indie Rock, klassischer Psychedelia, Folk und Soul, nicht zuletzt spielt auch die Musikkultur der Heimat seiner einst vor dem Amin-Regime geflohenen Eltern eine tragende Rolle. Wie Michael Kiwanuka mit all diesen so verschiedenen Elementen hantiert und sie zu einer vollkommen organischen Einheit formt, wie er diese so sanfte wie eindringliche Musik dann auch noch mit messerscharfen Texten kombiniert: Es ist ein Erlebnis. Ein schwerlich zu ignorierendes Meisterwerk. (2019)