Rezension
Also: Die erste Seite ist von innen nach außen abzuspielen, wobei das Aufsetzen des Tonarms innen etwas Fingerspitzengefühl erfordert, denn sonst gleitet die Nadel in das Rillenmuster zwischen Etikett und Musikinformation, welches bei bestimmter Beleuchtung ein Hologramm ergeben soll; ganz außen bleibt die Nadel dann in einer Endlosschleife hängen (es besteht also keine „Absturzgefahr“). Der erste Track auf Seite zwei hat zwei parallel geschnittene Intros (ein akustisches und ein elektrisches), die dann in den eigentlichen Song automatisch münden; es erfordert eventuell etliche Versuche, bis man beide Versionen gehört hat. Und in dem schmalen schwarzen Streifen des Etiketts – wo Tonarme mit Abschaltautomatik gar nicht erst hinkommen – ist auf beiden LP-Seiten ein „hidden track“ versteckt, wobei der eine auf 45 Touren, der andere auf 78 (!) läuft, was diesen Tonträger vermutlich zum ersten der Schallplattengeschichte macht, der alle drei Geschwindigkeiten hat. Vinylfan Jack White tobte sich aus auf diesem zweiten Soloalbum – nicht nur die Liebe zum Format betreffend, denn auch der Inhalt ist an Vielfalt nur schwer zu überbieten: Blues, Hip Hop, Country, Stadionrock, Folk, Pop, Hard Rock, sogar Reggae – you name it, White’s got it. Irgendwie scheint das trotzdem alles zusammenzuhalten, aber der rote Faden ist gut versteckt. Ein genialisches Sammelsurium aus Stilen, Zitaten und Anspielungen – das aber fraglos Spaß macht, auch wenn man sich nicht immer klar ist über Substanz und Gehalt. Der irrwitzige Vinylgimmick-Overkill (der auf der Neuausgabe reproduziert wurde) ist fraglos das exakt richtige Format für dieses schwindelerregende Album, das muß man White definitiv zugute halten… (2014/2024)