Rezension
Man denkt natürlich umgehend an das ECM-Erfolgsalbum mit Jan Garbarek und dem Hilliard-Ensemble. Doch Michael Krenn, der junge Solist in dieser einzigartigen Einspielung des mythenumrankten „Miserere“ von Gregorio Allegri (1582-1652), ist kein Jazz-Musiker – und die Stimmung hier ist eine andere. Was in Vladimir Ivanoffs Arrangement eines der letzten Hauptwerke der Renaissance zelebriert wird, ist die uralte Kunst der Improvisation in der klassischen Musik, die seit dem späten 19. Jahrhundert beinahe vollständig verloren ging. Ivanoffs Bearbeitung für Saxophon und drei (statt zwei) Chöre nebst Gesangssolisten betont das mystische Element des Werkes, das der Vatikan fast 150 Jahre eifersüchtig bewachte (unter Androhung der Exkommunikation) und somit außerhalb Roms nie gehört wurde – bis im Jahre 1770 ein frecher Teenager namens Mozart nach einer Aufführung den Notentext einfach aufschrieb und damit die erste Kopie des Werkes anfertigte. Wir wollen nicht zuviel verraten – doch spätestens im „ecce enim“ entwickeln sich zwischen Solist und Ensemble Dinge, die weit über das hinausgehen, was Garbarek sich einst erlaubte… – Limitiert auf 500 Stück! (2015)