Rezension
Das ist nicht weniger bedeutend als die legendäre Session für Prestige (Oktober 1956) mit derselben Besetzung, die im Laufe der Zeit gut für vier brillante Alben war. Das Columbia-Debüt (Beginn einer bekanntlich äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit, etliche der wichtigsten Jazz-LPs der Geschichte zeugend) des klassischen Quintetts aus Davis, Coltrane, Red Garland, Paul Chambers und Philly Joe Jones wurde zum Teil fast genau ein Jahr vor jener (am 27. Oktober 1955 nämlich) aufgenommen, und die Band ist hier bereits eine der besten, die der Jazz je gesehen hat. Allein die eröffnende Fassung des Titelstücks hebt die LP in den Rang einer Sternstunde. Die Monk-Komposition hatte kurz zuvor bereits auf dem Newport Jazz Festival für Begeisterungsstürme gesorgt und letztlich zu dem Columbia-Vertrag geführt. Doch natürlich sind da auch noch weitere Glanzlichter wie Charlie Parkeres „Ah-Leu-Cha“ mit einem der großen Soli des jungen Coltrane; sagenhafte Standardaufnahmen („All Of You“ und „Bye Bye Blackbird“; letzteres als Definition für perfektes Ensemblespiel im Jazz durchaus geeignet); das komplexe „Tadd’s Delight“ und schließlich eine weitere mit dem Prädikat „definitiv“ versehene Interpretation, nämlich das von Stan Getz in den Jazz importierte schwedische Folk-Stück „Dear Old Stockholm“ mit Chambers‘ legendärem Basssolo. Pflichtstück. Daß man dies über fast alle Miles-LPs der nächsten Dutzend Jahre (mindestens) behaupten kann, schmälert diese Aussage nicht. (1956/2024)