Rezension
Album Nummer vier bedeutete abermals eine radikale Stil-Wende, so extrem wie einst die vom Trip Hop zum Disco-Pop, die selbst eine Madonna in den Schatten stellte (was Qualität betrifft, nicht Medienwirksamkeit). „Seventh Tree“ ist nun – ja, was eigentlich? Folk Pop? Es ist viel akustisches Instrumentarium dabei, außerdem groß arrangierte Streicher aus der Burt Bacharach-Schule. Trotz wie üblich aufwendigster Produktion (das dürfte neben Allison Goldfrapps Stimme alle Alben ihrer Band verbinden) klingen diese Songs aber hauchzart, wie feinst gearbeitete Keramik. Will Gregory hat sein Talent als Elektronik-Zauberer diesmal voll in den Dienst der Songs selbst gestellt; da sind keine vordergründigen Effekte, alles funktioniert nur als Ganzes. Streicher wie Synthesizer scheinen aus dem Nichts zu kommen und sich selbst wieder auszublenden, das Album funktioniert wie ein Organismus. Spätestens ab hier mußte man ob der zwar überschaubaren, doch extrem vielseitigen Diskographie wohl davon ausgehen, daß die beiden Hauptprotagonisten ihre Alben als eine Art Stilübung begriffen: Rollenspiele statt musikalische Identität oder Authentizität. Solange sie dabei derartige Meisterwerke erschaffen, muß die Intention indes nicht interessieren… – Limitierte Neupressung auf gelbem Vinyl. (2008/2021)