Die Neueinspielungen der Mahler-Symphonien aus den Jahren kurz vor seinem Tod sind vielleicht das wahre Vermächtnis dieses außergewöhnlichen Dirigenten. Sie machen seine Pioniertat mit den New Yorkern ein Vierteljahrhundert zuvor keineswegs obsolet, aber sie verdeutlichen, wie intensiv sich Bernstein seither mit der Musik Mahlers auseinandergesetzt hatte. Es ist schon ziemlich sagenhaft, wie hier die Details der komplexen Partitur ausgearbeitet wurden, und die Leistungen der Concertgebouw-Solisten in Sachen Phrasierung sind schlicht übermenschlich. Auch der schwarze Humor des Komponisten wird in dieser Einspielung deutlicher denn je: Nie klang der Trauermarsch des dritten Satzes grotesker und unheimlicher. Und der Schlußsatz ist kaum zu übertreffen: Dynamisch, furios und doch voller unglaublicher Feinheiten… (1987/2018)