Rezension
Man kann dem kanadischen Dirigenten kaum genug danken dafür, diese Werke endlich öffentlich gemacht zu haben (es sind, das sei vermerkt, keine Ersteinspielungen, wir wollen den Pionieren nicht ihres Verdienstes berauben, doch es ist das erste Mal, daß sie auf einem der wichtigsten Klassik-Labels erscheinen, dirigiert von einem Weltstar). Denn diese Musik sollte endlich gehört werden, von einem großen Publikum. Nicht nur aus Gründen eines politischen Gewissens, weil es Symphonien einer schwarzen Frau sind, Musik also, die in den 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts, als sie entstand, gleich doppelt keine Chance auf Aufführung hatte. Sondern weil es großartige, wunderbare Musik ist. Die 1887 geborene Florence Price mag hörbar von Dvoraks „Symphonie aus der Neuen Welt“ beeinflußt gewesen sein, doch der Böhme war ein Tourist, Price kannte die Melodien, deren Dvorak sich bediente, aus eigener Hand, sie gehören zu ihrer DNA. Man findet auch andere europäische Einflüsse, durchaus etwa Spuren von Mahler, aber Price entwickelte ihre eigene originäre Tonsprache, so melodisch wie präzise, es schwingt das Leid der afroamerikanischen Bevölkerung mit, doch noch mehr geprägt ist ihre Musik von der Hoffnung auf eine bessere Zeit, die in jenen Jahren (mit ersten schwarzen Künstlern, die auch ein weißes Publikum begeisterten) immerhin aufzudämmern schien. Vor allem aber ist es eine Sprache, die den Hörer unmittelbar anspricht und für sich einnimmt. Es ist höchste Zeit, daß diese Musik ihren Platz in den Konzertprogrammen findet. (2021/2023)