Rezension

Mit seiner Neufassung der „Vier Jahreszeiten“ schuf Max Richter anno 2012 etwas gänzlich Neues, das mit bisherigen (meist eher ärgerlichen) „Remixen“ klassischer Musik absolut nichts gemein hatte. Selbst die größten Skeptiker unter den Kritikern mußten erkennen, daß Richter (für den die damalige Aufnahme mit Daniel Hope als Solist den internationalen Durchbruch bedeutete) ein eigenständiges Kunstwerk gelungen war, in dem das Original zwar erkennbar war, das aber weit über das hinausging, was man bislang unter „Bearbeitungen“ verstanden hatte (von Jacques Loussiers Bach-Jazz-Adaptionen bis zu Keith Emersons Mussorgsky-Übersetzung in ein Prog Rock-Idiom). Zum zehnjährigen Jubiläum dieser Pioniertat nahm Richter das Werk noch einmal neu auf – mit etwas anderen Vorzeichen, nämlich historischen Instrumenten. Was nicht nur die nun aus der Barockzeit stammenden „herkömmlichen“ Instrumente betrifft: Für die elektronischen Anteile wurden alte Moog-Synthesizer aus den 70ern verwendet, um einen (in Richters Worten) „grittier, more punk rock sound“ zu erreichen. Was durchaus gelungen ist! (2022)