Rezension
Sie war gerade 19, als 1998 ihr Debüt erschien, doch ihre Stimme war nie die eines Teenagers. Eine der wirklich großen Bluesstimmen, in der Tradition einer Etta James. Nun, die Tochter der Texas Blues-Legende Johnny Copeland ist inzwischen Anfang 40, fällt es deutlich leichter, Stimme und Person zusammenzubringen. Eine außergewöhnliche Sängerin ist Copeland allerdings immer noch – schon allein in bezug auf die Themen ihrer Songs, denn sie versteht den Blues als traditionelles Sprachrohr des schwarzen Amerikas, sie singt über alltäglichen Rassismus, soziales Ungleichgewicht, sehr eindringlich über das letzte Sklavenschiff, das Nordamerika erreichte („Clotilda’s On Fire“ ist ein Song, der ins Mark trifft). Natürlich gibt es auch unpolitische Momente, aber es sind vor allem solche Songs, die dafür sorgen, daß Copelands Blues, wiewohl musikalisch traditionell und im Gospel verwurzelt, ganz erstaunlich aktuell wirkt. Daß es ihr dabei vor allem darum geht, die gesellschaftlichen Schranken zu überwinden und daß das Miteinander, nicht das Gegeneinander das Ziel sein muß, zeigt eine ansehnliche Schar (weißer) Gastmusiker, darunter Jason Isbell, Webb Wilder, Sam Bush, Jerry Douglas und Duane Eddy! (2020/2022)