Rezension

Schon das Vorgängeralbum „Is It Love Or Desire“ war nicht erschienen, ihr Label Island die grandiose, aber unangepaßte Sängerin kurzerhand aus ihrem Vertrag geworfen hatte. Immerhin hatte ihr britischer Manager Simon Lait den Glauben an sie nicht verloren und bot an, das nächste Album zu finanzieren. Mit neuem Elan ging Davis ins Studio und nahm ihr bis dahin ambitioniertestes Werk auf, griff (ohne ihre Stammdomäne, den Funk, zu verlassen) Latin-, Reggae- und Disco-Elemente auf und bündelte sie zu einem weiteren Groove-Manifest. Dabei bewies sie auch ihre Versatilität als Sängerin; zudem ist die Besetzung überragend: Neben ihrem bewährten Band-Gitarristen Carlos Morales begegnen wir Chuck Rainey und Alphonse Mouzon, an den Tasten Herbie Hancock, die Background-Vocals kommen von Martha Reeves und Mitgliedern der Pointer Sisters! Das Album war im Prinzip fertig, doch kam es bei der Abmischung zu Meinungsverschiedenheiten – und dann starb überraschend Davis‘ Vater, zu dem sie eine sehr enge Beziehung hatte; ein Verlust, über den sie lange nicht hinweg kam und der ihr Interesse an ihrer Musikkarriere auslöschte. Mitte der 90er erschien dann eine nicht mit der Künstlerin abgesprochene CD-Version. Für diese Neuausgabe arbeitete das bekannt engagierte Reissue-Label Light In The Attic hingegen eng mit Davis zusammen – und schuf nicht nur die Vinylpremiere, sondern überhaupt die erste autorisierte Ausgabe dieses letzten Meisterwerks in dieser so schmalen wie hochkarätigen Diskographie. Selbstverständlich gibt es auch ein liebevoll editiertes Booklet; gepreßt wurde bei RTI! (2023, rec. 1979)