Nach ihren Kolleginnen Julien Baker und Phoebe Bridgers, mit denen sie das formidable Trio Boygenius gebildet hatte, hat nun auch Lucy Dacus den Faden ihrer Solo-Diskographie wieder aufgenommen – mit ihrem stärksten Album bislang. Es ist ein Coming-Of-Age-Album, Dacus kehrt darauf zu ihrer Jugend und Adoleszenz in Richmond, Virginia, zurück. Von der Thematik her also, kann man sagen, nicht übermäßig originell. Aber die Art, wie Dacus uns teilhaben läßt an den Schlüsselerlebnissen, den Empfindungen und Gedanken ihres Teenager-Ichs, ist unmittelbar berührend. Das ist keine Nabelschau, niemals möchte man sich beschämt abwenden noch fühlt man sich als Voyeur. Dacus schlichter, authentischer Vortrag nimmt den Hörer unmittelbar ein. Und die Songs entwickeln trotz Dacus‘ sanfter, warmer Stimme eine erstaunliche Kraft, doch auch marodierende Gitarren können den ruhigen Fluß nur bedingt aus der Bahn bringen. Ein im wörtlichen Sinne sehr starkes Album, das nicht spurlos am Hörer vorbeigehen wird. (2021)