Rezension
Wer sich für die Musikgeschichte der 60er interessiert, kommt an Al Kooper nicht vorbei: Er war dabei, als Bob Dylan die Steckdose entdeckte, er war Mitglied des Blues Project, und er gründete Blood, Sweat & Tears. Die Band setzte ihren Chef ob dessen Ambitionen zwar nach dem Debüt vor die Tür, doch jene eine LP war einer der größten und einflußreichsten kreativen Höhepunkte dieser an popmusikalischen Sternstunden ja nicht gerade armen Dekade. Die Verschmelzung von James Browns Famous Flames mit der Count Basie Band hatte Kooper vorgeschwebt und mit dem Bläsersatz von B, S & T (Fred Lipsius, Randy Brecker, Jerry Weiss, Dick Halligan) kam er dem Ideal schon ziemlich nahe. Mehr Jazz als die aktuell angesagte Psychedelia, und überhaupt ein Anspruch in den Arrangements, der schon an Big Band-Leader wie Stan Kenton oder Gil Evans gemahnte. Dabei trotzdem noch eine Erdung im Blues, der dem Album, das keine verkaufsfördernde Super-Hitsingle enthielt, immerhin eine Hörerschaft sicherte, die recht kurzfristig für 100.000 verkaufte Exemplare sorgte. Eine Zukunft war dem Ensemble in dieser Form dennoch nicht beschieden, auch wenn die Band ohne Kooper noch zwei oder drei bedeutende Alben aufnahm. Jener hatte hier immerhin einmal im Leben sein Ideal einer wirklich grenzüberschreitenden Popmusik erreicht. – Der Speakers Corner-Reissue muß man mal wieder in jeder Beziehung Bestnoten geben! (1968/2007)