Rezension

Kenner des John Darnielle-Universums sind Jenny schon mehrfach begegnet: Vor allem auf dem legendären 2002er LoFi-Klassiker „All Hail West Texas“ (2002), dann tauchte sie zehn Jahre später auf „Transcendental Youth“ noch einmal auf. Nun hat ihr Darnielle ein ganzes Album gewidmet, ihr und den gestrandeten Gestalten, für die sie ihr Haus geöffnet hat, Menschen, die vor irgendetwas auf der Flucht sind oder einfach Halt suchen. Natürlich ist Darnielle der richtige, um ihre Schicksale zu erzählen und sie dabei in wunderbare Songs zu gießen. Eine ganz wichtige Rolle bei der Umsetzung dieses Konzeptalbums, das schon beinahe eine Rock-Oper ist, spielt allerdings auch Produzentin Trina Shoemaker, die den Mountain Goats ganz wunderbare, wohlproportionierte Streicher – und Bläserarrangements verschrieb, die die Songs niemals ersticken, sondern im Gegenteil ideal in Szene setzen. Dazu ein warmer Analog-Sound, Rhodes-Piano, weiche Grooves – das Klangbild steht symbolisch für die Sympathie, die Darnielle für seine gestrauchelten Existenzen entgegenbringt. Es war ein weiter weg von seinen frühen Kassetten-Aufnahmen zum elaborierten (aber vollkommen organischen) Pop dieses Albums – aber es wäre unmöglich zu sagen, welchen Darnielle man vorzieht. Auch dies ein Kunststück… (2023)